Wednesday, September 11, 2013
Letter from Brussels: Hilfe von Goethe
Für ihre Arbeit müssen die Frankfurter Zentralbanker Datenreihen analysieren und wissenschaftliche Papiere lesen. Um die neueste Herausforderung zu bestehen würde der EZB ein einfacher Griff zu Goethe helfen.
Die EZB ist einfach nicht zu beneiden. Die Rezession im Euroraum ist endlich beendet, da steht schon ein neues Problem vor der Tür: steigende Kapitalmarktzinsen. Der langsame Abbau der lockeren Geldpolitik in den USA und übertriebene Erwartungen der Märkte über den bevorstehenden europäischen Aufschwung haben das Potential, den leichten Aufschwung des Euroraums ziemlich schnell im Keim zu ersticken.
Zur Bekämpfung dieser neuen Bedrohung gehen der EZB leider die Instrumente aus. Eine weitere Senkung des Leitzinses ist im Anblick der letzten Konjunkturindikatoren nicht mehr zu rechtfertigen. Was bleibt, ist also der letzte Trumpf der Zentralbanken: Kommunikation. Wie Magier versuchen die Notenbanken auf der ganzen Welt in diesen Wochen die Finanzmärkte mit Worten zu zähmen.
Die EZB scheint dabei ihre magischen Wirkungen dabei am höchsten einzuschätzen. Sie handelt ganz nach dem Motto „warum einfach, wenn es auch schwierig kann“ und koppelt das Versprechen niedriger Leitzinsen nicht an ökonomische Indikatoren. Das Prinzip, sich niemals festlegen zu wollen, bleibt heilig. Diese Prinzipientreue könnte sich noch als fauler Zauber entpuppen. Was, wenn die Inflation wegen höherer Ölpreise wieder anzieht? Oder was, wenn die deutsche Unmut über zu niedrige Leitzinsen weiter zunimmt? Märkte vergessen schnell und der Glaube in gegebene Versprechen kann schnell verfliegen.
Warum folgt die EZB also nicht der amerikanischen, britischen oder japanischen Notenbank und koppelt ihr Versprechen niedriger Leitzinsen z.B. an die Kerninflation oder sogar an die Arbeitslosigkeit? Ein solcher Schritt würde den Euroraum gegen unnötige steigende Kapitalmarktzinsen schützen können.
Es könnte so einfach sein. Denn schon Goethe wusste: in der Beschränkung zeigt sich der Meister.
Diese Kolumne erschien am Wochenende in der "Euro am Sonntag"
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