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Sunday, June 15, 2014
Prinzip Hoffnung
Eigentlich geht es Mario Draghi so wie Joachim Löw. Beide setzen alles daran, um endlich den großen Sieg zu landen. Der eine will den WM-Titel, der andere den Sieg über Rezession und Deflation. Beide setzen dabei auf die Offensive und auf das Prinzip Hoffnung.
Joachim Löw setzt in Brasilien auf einen einzigen Stürmer. Er hofft auf den Torinstinkt anderer Mitspieler. Im Aufgebot von Mario Draghi gegen Rezession und Deflation gibt es nicht mal einen richtigen Stürmer. Alle Maßnahmen, die letzte Woche präsentiert wurden sind nicht die große Trendwende für den Euroraum und werden auch nicht zu einem Durchstarten des Kredit- und Wirtschaftswachstums führen.
Die EZB-Entscheidungen erleichtern vor allem für südeuropäische Banken nochmals die Finanzierungskosten. Die Banken können vor allem über die sogenannte TLTRO vier Jahre an extrem billiges Geld kommen. Das sollte sich bei den Konditionen für Kreditkunden schon bemerkbar machen. Es bleibt allerdings dabei, dass das schrumpfende Kreditwachstum im Euroraum nicht nur ein Angebots- sondern auch ein Nachfrageproblem ist. Große Unternehmen sind im Augenblick häufig gut mit Kapital ausgestattet oder haben einen guten Marktzugang, so dass die Kreditnachfrage eher gering ist. Es sind vor allem die südeuropäischen Mittelständler, die schwer an neue Kredit kommen. Aber auch für sie bringen die EZB-Maßnahmen nur beschränkt Besserung. Letztendlich ist bei einer Kreditvergabe nicht so sehr der Preis von EZB-Geld entscheidend, sondern viel mehr das Kreditrisiko und das verändert sich nicht.
So überwiegt bei Mario Draghi deutlich das Prinzip Hoffnung. Die Hoffnung, dass die neuesten Maßnahmen vielleicht im Herbst, nach den Ergebnissen des Bankenstresstests und weiteren Strukturreformen der Regierungen, wenigstens eine kleine Anschubhilfe für Kreditwachstum und Konjunktur leisten können. Da geht es Draghi dann doch besser als Joachim Löw. Der hat nicht bis zum Herbst Zeit.
Gastbeitrag in der Euro am Sonntag vom 14.6.2014
Monday, December 2, 2013
Freund oder Feind?
Die Brüsseler Beamten haben in Europa nicht viele Freunde. Wer ständig Einsparungen und schmerzvolle Reformen propagiert, muss sich nicht wundern, dass die Zahl der Freunde überschaubar ist. Daher freut man sich jetzt umso mehr, dass man ab Januar einen neuen Geistesverwandten begrüßen kann.
Im Januar tritt mit Lettland das 18. Mitglied der Währungsunion bei. Für viele ist dieser Beitritt das logische Ende einer wirtschaftlichen Erfolgsgeschichte. In den letzten Jahren hat Lettland eine wirtschaftliche Rosskur durchgezogen. Mit Gehaltskürzungen von mehr als 20% und einem strikten Sparkurs hat das Land sich an den eigenen Haaren aus der Rezession gezogen und gleichzeitig für den Euro qualifiziert. Für viele ist Lettland ein leuchtendes Beispiel dafür, dass sich ein langer Leidenswert auch lohnen kann und dass Austerität und Wachstum kein Widerspruch sind, sondern Voraussetzungen für neues Wachstum sein können.
In Brüssel und Deutschland freuen sich einige jetzt schon, dass man endlich einen Verbündeten dazu bekommt. Einen Verbündeten, der solide Staatsfinanzen und Reformen vorlebt. Einen Verbündeten im Kampf gegen die Reformverweigerer und Verschwender in Südeuropa.
Man sollte sich nicht zu früh freuen. Hinter der glänzenden Fassade schlummert nämlich eine sehr unangenehme Seite. Ein großer Finanzsektor, eine starke Abhängigkeit der Banken von ausländischen Bankeinlagen und dubiöses Geld aus ehemaligen Sowjetstaaten wecken Erinnerungen an einen kleinen Inselstaat im Mittelmeer. Die drittniedrigste Körperschaftsteuer aller EU-Staaten und die Abschaffung der Quellensteuer auf Gewinnausschüttungen könnten aus Lettland schnell eine internationale Steueroase machen.
So groß die Freude über die Attraktivität des Euroraums auch ist, die Brüsseler Beamten müssen aufpassen, dass es nicht bald heißt: mit solchen Freunden braucht man keine Feinde.
Diese Kolumne erschien eher als 'Letter from...Brussels' in der Euro am Sonntag.
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Wednesday, September 11, 2013
Letter from Brussels: Hilfe von Goethe
Für ihre Arbeit müssen die Frankfurter Zentralbanker Datenreihen analysieren und wissenschaftliche Papiere lesen. Um die neueste Herausforderung zu bestehen würde der EZB ein einfacher Griff zu Goethe helfen.
Die EZB ist einfach nicht zu beneiden. Die Rezession im Euroraum ist endlich beendet, da steht schon ein neues Problem vor der Tür: steigende Kapitalmarktzinsen. Der langsame Abbau der lockeren Geldpolitik in den USA und übertriebene Erwartungen der Märkte über den bevorstehenden europäischen Aufschwung haben das Potential, den leichten Aufschwung des Euroraums ziemlich schnell im Keim zu ersticken.
Zur Bekämpfung dieser neuen Bedrohung gehen der EZB leider die Instrumente aus. Eine weitere Senkung des Leitzinses ist im Anblick der letzten Konjunkturindikatoren nicht mehr zu rechtfertigen. Was bleibt, ist also der letzte Trumpf der Zentralbanken: Kommunikation. Wie Magier versuchen die Notenbanken auf der ganzen Welt in diesen Wochen die Finanzmärkte mit Worten zu zähmen.
Die EZB scheint dabei ihre magischen Wirkungen dabei am höchsten einzuschätzen. Sie handelt ganz nach dem Motto „warum einfach, wenn es auch schwierig kann“ und koppelt das Versprechen niedriger Leitzinsen nicht an ökonomische Indikatoren. Das Prinzip, sich niemals festlegen zu wollen, bleibt heilig. Diese Prinzipientreue könnte sich noch als fauler Zauber entpuppen. Was, wenn die Inflation wegen höherer Ölpreise wieder anzieht? Oder was, wenn die deutsche Unmut über zu niedrige Leitzinsen weiter zunimmt? Märkte vergessen schnell und der Glaube in gegebene Versprechen kann schnell verfliegen.
Warum folgt die EZB also nicht der amerikanischen, britischen oder japanischen Notenbank und koppelt ihr Versprechen niedriger Leitzinsen z.B. an die Kerninflation oder sogar an die Arbeitslosigkeit? Ein solcher Schritt würde den Euroraum gegen unnötige steigende Kapitalmarktzinsen schützen können.
Es könnte so einfach sein. Denn schon Goethe wusste: in der Beschränkung zeigt sich der Meister.
Diese Kolumne erschien am Wochenende in der "Euro am Sonntag"
Monday, May 6, 2013
Letter from Brussels - Eurosklerose
Mit den ersten Sonnenstrahlen ist auch die Grippewelle in Brüssel abgeklungen. Die Freude über den späten Frühling und die neue Gesundheit währt allerdings nicht lange. Eine längst vergessene Krankheit ist wieder im Anflug: Eurosklerose.
Vor 30 Jahren machte sich eine wirtschaftliche Krankheit in Europa breit, dessen Symptome hohe Arbeitslosigkeit, Rezession und düstere Wachstumsprognosen waren. Eurosklerose war damals das Pseudonym für Hoffnungs- und Ratlosigkeit. Genau diese macht sich auch jetzt wieder bei den Euro-Rettern breit. Der große Befreiungsschlag in der Eurokrise will einfach nicht gelingen.
Bisher wurde versucht, die Krise mit einer Art partieller Akupunktur zu meistern. Kleine therapeutische Nadelstiche, meist gesetzt durch die EZB, haben das Gröbste abgewendet, sorgen aber noch nicht für schnelle Genesung. Deshalb versuchen die Euro-Retter im Augenblick die bereits gesetzten Nadeln zu lockern. Das sogenannte Spardiktat steht wieder unter Beschuss. Zu Unrecht, denn es gibt kein Spardiktat, sondern ein Krisenmanagement, das aus Schuldenabbau und Strukturreformen besteht. Natürlich ist es sinnvoll die Geschwindigkeit des Sparens den wirtschaftlichen Bedingungen anzupassen, aber eine Abkehr der Politik von nachhaltigen Staatsfinanzen zurück zu schuldenfinanziertem Wachstum wäre ein verheerendes Zeichen. Im Übrigen würde es die fundamentalen Probleme eines spanischen Immobilienmarktes, der griechischen Staatsfinanzen oder mangelnder italienischer und französischer Konkurrenzfähigkeit auch nicht lösen.
Heilung durch Akupunktur kann gelingen, erfordert aber viel Geduld. Geduld und Kraft, die durch das Streben nach einer gemeinsamen (besseren) Zukunft aufgebracht werden kann. Vielleicht hilft dabei ein Blick in die Vergangenheit. Die Eurosklerose wurde letztendlich durch ein gemeinsames Projekt besiegt: den Euro.
Diese Kolumne wurde eher in der Wochenzeitung "Euro am Sonntag" veroeffentlicht.
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Monday, February 18, 2013
Letter from Brussels - Scheinzwerg
In Brüssel ist Jim Knopf kein Unbekannter. Ganz nach dem Vorbild des Scheinriesen Herrn Tur Tur, der immer größer wird je weiter man sich von ihm entfernt, hat man ein neues Phänomen entdeckt: den Scheinzwerg. Die Probleme des kleinen Inselstaates Zypern werden nämlich größer, je näher man sich an sie heran wagt.
Letztendlich wird es keine Zweifel geben: der Zypern wird bald unter den Rettungsschirm schlüpfen. Eine finanzielle Rettung Zyperns muss vor allem dem angeschlagenen Nachbarn Griechenland helfen. Ein Bankrott Zyperns oder seiner Banken würde griechische Banken weiter in den Abgrund ziehen.
So einfach ist die Rettung jedoch nicht. Im Augenblick versuchen europäische Politiker noch allen weis zu machen, dass eine Beteiligung des Privatsektors nicht zur Diskussion steht. Das Versprechen, dass der griechische Schuldenschnitt einmalig war, soll aus Angst vor neuer Ansteckungsgefahr nicht gebrochen werden. Es wird schwer, dieses Versprechen nicht zu brechen.
Mit dem im Raum stehenden Rettungspaket von 17 Milliarden Euro schnellt die zyprische Staatsschuld auf 180% vom BIP. Den griechischen Schuldenschnitt gab es bei einer Schuldenquote von 170%. Politisch wird es auch nur schwer zu verkaufen sein, dass der Finanzsektor Zyperns, der den Verdacht der Geldwäsche noch nicht widerlegen konnte, nur mit Steuergeldern gerettet wird. Letztendlich würde eine zyprische Rettung ohne Gläubigerbeteiligung auch gegen den aktuellen europäischen Trend gehen: In den Niederlanden gab es gerade eine Bankenrettung mit Privatbeteiligung und auf europäischer Ebene wird schon lange über einen Bankenabwicklungsmechanismus gesprochen, bei dem Banken, Aktionäre und Gläubiger erst selber zur Kasse gebeten werden sollen. Schwer vorstellbar, dass genau bei Zypern jetzt eine Ausnahme gemacht wird.
Herr Tur Tur bei Jim Knopf wird am Ende ein lebendiger Leuchtturm für Lummerland. Zypern könnte das Zeichen setzen, dass europäische Rettungsaktionen nicht nur mit öffentlichem Geld finanziert werden.
Dieser Artikel erschien in einer leicht veraenderten Version in der letzten "Euro am Sonntag".
Letztendlich wird es keine Zweifel geben: der Zypern wird bald unter den Rettungsschirm schlüpfen. Eine finanzielle Rettung Zyperns muss vor allem dem angeschlagenen Nachbarn Griechenland helfen. Ein Bankrott Zyperns oder seiner Banken würde griechische Banken weiter in den Abgrund ziehen.
So einfach ist die Rettung jedoch nicht. Im Augenblick versuchen europäische Politiker noch allen weis zu machen, dass eine Beteiligung des Privatsektors nicht zur Diskussion steht. Das Versprechen, dass der griechische Schuldenschnitt einmalig war, soll aus Angst vor neuer Ansteckungsgefahr nicht gebrochen werden. Es wird schwer, dieses Versprechen nicht zu brechen.
Mit dem im Raum stehenden Rettungspaket von 17 Milliarden Euro schnellt die zyprische Staatsschuld auf 180% vom BIP. Den griechischen Schuldenschnitt gab es bei einer Schuldenquote von 170%. Politisch wird es auch nur schwer zu verkaufen sein, dass der Finanzsektor Zyperns, der den Verdacht der Geldwäsche noch nicht widerlegen konnte, nur mit Steuergeldern gerettet wird. Letztendlich würde eine zyprische Rettung ohne Gläubigerbeteiligung auch gegen den aktuellen europäischen Trend gehen: In den Niederlanden gab es gerade eine Bankenrettung mit Privatbeteiligung und auf europäischer Ebene wird schon lange über einen Bankenabwicklungsmechanismus gesprochen, bei dem Banken, Aktionäre und Gläubiger erst selber zur Kasse gebeten werden sollen. Schwer vorstellbar, dass genau bei Zypern jetzt eine Ausnahme gemacht wird.
Herr Tur Tur bei Jim Knopf wird am Ende ein lebendiger Leuchtturm für Lummerland. Zypern könnte das Zeichen setzen, dass europäische Rettungsaktionen nicht nur mit öffentlichem Geld finanziert werden.
Dieser Artikel erschien in einer leicht veraenderten Version in der letzten "Euro am Sonntag".
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Sunday, December 2, 2012
Letter from Brussels - Die schiefe Achse
Ohne
Französisch geht in Brüssel fast gar nichts. Ob nun im Café oder in den
Gängen der Europäischen Kommission. Ohne französische Sprachkenntnisse
kann man schon mal
verdursten oder bleiben Türen geschlossen. Jeder Neu-Brüsseler hat daher
auch ein französisches Wörterbuch im Gepäck.
Die
„Grande Nation“, Frankreich, ist auf dem besten Weg der neue kranke
Mann der Eurozone zu werden. Langsam, aber sicher, hat sich Frankreich
wirtschaftlich aus dem
Kreis der Kernländer des Euroraums verabschiedet. Die hohe
Arbeitslosigkeit, die schwindende Wettbewerbsfähigkeit der Industrie,
das hohe Haushaltsdefizit und die schnell steigende Staatsschuld sind
hausgemachte Probleme, die nur langsam in den Griff zu bekommen
sind.
Mit
dem wirtschaftlichen Abschwung folgt im Augenblick auch der Abgang
Frankreichs von der europäischen Bühne. Während französische Ideen für
die Zukunft der Eurozone
Mangelware sind, hat die deutsche Regierung die Deutungshoheit
übernommen. Dazu kommen regelmäßige Störfeuer. Hollande’s offene Kritik
an Angela Merkel während und nach dem französischen Wahlkampf,
übertriebene Siegerposen nach dem Euro-Gipfel im Sommer und
der versuchte Aufbau einer Anti-Merkel Allianz aus südeuropäischen
Ländern waren mehr als nur Störfeuer.
Die
Ideen zur Zukunft des Euros liegen weit auseinander. Deutschland will
bedingte Integration. Frankreich die bedingungslose Haftungsunion. Ein
Kompromiss zwischen Gleichstarken
wäre ein zu schwacher Kompromiss für den Euro. Was Jahrzehnte lang
undenkbar war, könnte jetzt vielleicht sogar ein Segen für den Euro
sein: eine schwache deutsch-französische Achse.
Den
Kaffee wird man in Brüssel in den kommenden Monaten wohl weiterhin auf
Französisch bestellen müssen. Für den weiteren Weg der Euro-Krise kann
das französische Wörterbuch
aber guten Gewissens weggeschmissen werden.
Dieser "Letter from Brussels" wurde schon in der 'Euro am Sonntag' veroeffentlicht.
Sunday, October 7, 2012
Hase und Igel in Europa
Letter from Brussels – Hase und Igel in Europa
Man
hat sich mittlerweile daran gewöhnt, dass die EZB die Feuerwehr in der
Euro-Krise ist. Etliche Male hat sie für wenig entscheidungsfreudige
Politiker im Wettlauf gegen die Finanzmärkte die Kohlen aus dem Feuer
geholt. Aber jetzt, wo die Gefahr eines schnellen Ende des Euroraums
erst einmal gebannt ist, entwickelt sich ein ganz neuer Wettlauf: eine
europäische Version von Hase und Igel.
Die
EZB mit Mario Draghi ist ganz deutlich der Hase. Am Donnerstag hat
Draghi noch einmal unterstrichen, dass die EZB weiterhin
bereit steht, notleidenden Staaten mit Anleihekäufen unter die Arme zu
greifen, wenn sich diese Staaten unter den Rettungsschirm begeben.
Kurzfristig ist der Euro damit gerettet, aber das langfristige Überleben
– und das weiß auch Draghi - kann nur die Politik
garantieren.
Die
europäische Politik ruht sich jedoch zu häufig im Schatten des
Aktionismus der EZB aus. Nach jeder Großtat der EZB scheint das
Tempo bei der Durchführung wichtiger nationaler und europäischer
Reformen ins Stocken zu geraten. Letztes Beispiel ist der große
Masterplan von EU Ratspräsident Van Rompuy. Bis zum Ende des Jahres soll
ein detaillierter Fahrplan für mehr Integration stehen.
Bisher sind diese Pläne jedoch nur ein Sammelsurium an Ideen.
Bankenunion, zentraler Nothaushalt, mehr Koordination. Wichtige Elemente
werden angedeutet, bleiben jedoch sehr vage und hinter jeder Idee
verstecktsich eine Vielfalt an Kontroversen zwischen Euroländern.
Der Masterplan ist im Augenblick nur eine Wunschliste.
Anders
als im Märchen laufen Hase und Igel in Europa nicht gegen- sondern
miteinander. Es ist der gemeinsame Wettlauf für das Überleben
der Währungsunion. Der Hase hat dabei deutlich seine Belastungsgrenze
erreicht. Der Igel muss sich ein bisschen anstrengen, dass den Hasen
nicht das gleiche Schicksal ereilt wie im Märchen. Da bricht er nämlich
zusammen und stirbt.
Dieser Artikel erschien eher in der Euro am Sonntag in der Rubrik "Letter from..."
Saturday, September 1, 2012
Letter from Brussels - Bruesseler Baustellen
Als Deutscher in Brüssel hat man es nicht einfach. Nicht nur, dass europäische Nachbarn einen ständig als Euro-Rettungsverweigerer beschimpfen, nur weil man nicht einsieht, dass deutsches Steuergeld ohne Gegenleistung in andere Länder gepumpt wird. Nein, auch weil man sich als deutscher mit Hang zur Ordnungsliebe gerne am Brüsseler Alltag stört. Die Straße vor meiner Haustür wurde dieses Jahr nun schon zehn Mal ausgebuddelt, zugeschüttet und wieder geöffnet. Jedes Mal für einen anderen Zweck. Fragen des „Wieso, weshalb, warums“ werden in Brüssel nur mit Kopfschütteln begegnet. Das ist nun mal so. Eine unübersichtliche, scheinbar chaotische Strategie ohne deutliches Ziel? Das gibt es nicht nur im Brüsseler Straßenbau.
Ähnlich wie in meiner Brüsseler Straße werden auch in der Euro-Krise regelmäßig neue Baustellen geöffnet, geschlossen und wieder geöffnet. Teilweise aber auch ganz und gar vergessen. Manche Wundermittel sind schon wieder in Vergessenheit geraten bevor sie jemals umgesetzt wurden. Andere Maßnahmen werden gerne als alternativlos dargestellt, auch wenn sie nationale Volksvertreter und Bürger mit astronomisch hohen Beträgen konfrontieren. Da überrascht es nicht, wenn viele Menschen mittlerweile krisenmüde geworden sind und sich in populistisch einfache Aussagen wie „Griechenland rein oder raus“ flüchten.
Um den zunehmenden Populismus in der Euro-Krise zu bekämpfen, ist mehr Aufklärungsarbeit gefragt. In den nächsten Wochen wird innerhalb kürzester Zeit über Rettungsschirme, Griechenland und Staatsanleihenkäufe der EZB entschieden wird. Gleichzeitig kursieren Pläne zur Bankenunion und mehr Integration. Das sind viele Baustellen zur gleichen Zeit. Will man nicht das Kopfschütteln der europäischen Buerger ernten, wird es Zeit zu erklären, wie die verschiedenen Baustellen zueinander passen und wie die Strasse irgendwann mal aussehen soll.
Dieser "Letter from Brussels" erschien in der Euro am Sonntag.
Ähnlich wie in meiner Brüsseler Straße werden auch in der Euro-Krise regelmäßig neue Baustellen geöffnet, geschlossen und wieder geöffnet. Teilweise aber auch ganz und gar vergessen. Manche Wundermittel sind schon wieder in Vergessenheit geraten bevor sie jemals umgesetzt wurden. Andere Maßnahmen werden gerne als alternativlos dargestellt, auch wenn sie nationale Volksvertreter und Bürger mit astronomisch hohen Beträgen konfrontieren. Da überrascht es nicht, wenn viele Menschen mittlerweile krisenmüde geworden sind und sich in populistisch einfache Aussagen wie „Griechenland rein oder raus“ flüchten.
Um den zunehmenden Populismus in der Euro-Krise zu bekämpfen, ist mehr Aufklärungsarbeit gefragt. In den nächsten Wochen wird innerhalb kürzester Zeit über Rettungsschirme, Griechenland und Staatsanleihenkäufe der EZB entschieden wird. Gleichzeitig kursieren Pläne zur Bankenunion und mehr Integration. Das sind viele Baustellen zur gleichen Zeit. Will man nicht das Kopfschütteln der europäischen Buerger ernten, wird es Zeit zu erklären, wie die verschiedenen Baustellen zueinander passen und wie die Strasse irgendwann mal aussehen soll.
Dieser "Letter from Brussels" erschien in der Euro am Sonntag.
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Wednesday, July 25, 2012
Philipp, bel Supernanny toch maar even
Niet zo lang geleden kon je nauwelijks de televisie aanzetten zonder op een of ander opvoedprogramma te stoten. Schreeuwende ouders en muitende kinderen. Ruzie was voorgeprogrammeerd, en een oplossing was niet in zicht. Tot Supernanny verscheen. Die loste met haar strafhokjes en een rustige, maar consequente aanpak de problemen op. Hoewel hij een gediplomeerde arts is, heeft de Duitse minister van Economische Zaken, Philipp Rösler, blijkbaar niet zo vaak naar 'Supernanny' gekeken.
Mij is niet duidelijk of er sinds afgelopen weekend de nieuwste aflevering van de eurocrisis draait, dan wel alleen maar een 'best-of'van 'Supernanny'. Wat is er gebeurd? De ouders zijn boos. Het kind, Griekenland, wil zijn kamer nog steeds niet opruimen. Of beter, in zijn kamer heerst de absolute chaos. Stapels speelgoed en troep, waar je ook kijkt. Als de ouders het kind op het matje roepen, heeft het geen gebrek aan goede uitvluchten: eerst was er geen tijd vanwege permanente verkiezingen, vervolgens was het niet duidelijk hoe de kamer moest worden opgeruimd, en bovendien was er veel te weinig kastruimte om alles op te bergen. De ouders moeten eerst nieuwe meubels kopen, anders gebeurt er helemaal niets. Mama en papa brullen steeds harder: je ruimt nu op, anders ga je het huis uit.
Natuurlijk wil het kind het huis niet uit. Maar de ouders hebben al vaker gedreigd, en ze hebben hun dreigementen nooit waargemaakt. Ze hielpen uiteindelijk zelfs mee bij het opruimen. Waarom zou het dit keer anders zijn? Inderdaad, de ouders willen het kind eigenlijk niet het huis uit sturen. Te veel gedoe, en mogelijkerwijs veel geldverlies. Maar als papa en mama hun geloofwaardigheid niet volledig willen kwijtraken, moeten ze nu volhouden. Nóg een keer buigen en toegeven, en de kamer zal waarschijnlijk nooit meer worden opgeruimd.
Je kunt erover twisten of een Griekse exit elders niet een schrikbeeld is, maar door er te uitgesproken over te zijn, heeft Philipp Rösler de hele Duitse Bondsregering en kanselier Merkel in een moeilijke positie gebracht. Als bij het bezoek van de zogenaamde trojka aan Athene duidelijk wordt dat Griekenland zijn verplichtingen en afspraken niet is nagekomen, blijft Duitsland eigenlijk geen andere keuze dan de stekker eruit te trekken. Anders verliest het zijn geloofwaardigheid. Niet alleen tegenover de Grieken, maar ook voor de 15 andere kinderen van de eurozone. Misschien is dat wel de pedagogische tik voor de rest voor de eurozone, om eindelijk serieus werk te maken van een verregaande integratie. Al blijft het spelen met vuur.
Het advies van Supernanny was altijd dat ouders alleen dreigementen moesten gebruiken die geloofwaardig waren en geen blijvende schade veroorzaken. Het ware toch beter geweest, had Philipp Rösler voor zijn televisie-interview heel even met Supernanny gebeld.
Deze column verscheen vandaag in het Belgische dagblad "De Tijd"
Mij is niet duidelijk of er sinds afgelopen weekend de nieuwste aflevering van de eurocrisis draait, dan wel alleen maar een 'best-of'van 'Supernanny'. Wat is er gebeurd? De ouders zijn boos. Het kind, Griekenland, wil zijn kamer nog steeds niet opruimen. Of beter, in zijn kamer heerst de absolute chaos. Stapels speelgoed en troep, waar je ook kijkt. Als de ouders het kind op het matje roepen, heeft het geen gebrek aan goede uitvluchten: eerst was er geen tijd vanwege permanente verkiezingen, vervolgens was het niet duidelijk hoe de kamer moest worden opgeruimd, en bovendien was er veel te weinig kastruimte om alles op te bergen. De ouders moeten eerst nieuwe meubels kopen, anders gebeurt er helemaal niets. Mama en papa brullen steeds harder: je ruimt nu op, anders ga je het huis uit.
Natuurlijk wil het kind het huis niet uit. Maar de ouders hebben al vaker gedreigd, en ze hebben hun dreigementen nooit waargemaakt. Ze hielpen uiteindelijk zelfs mee bij het opruimen. Waarom zou het dit keer anders zijn? Inderdaad, de ouders willen het kind eigenlijk niet het huis uit sturen. Te veel gedoe, en mogelijkerwijs veel geldverlies. Maar als papa en mama hun geloofwaardigheid niet volledig willen kwijtraken, moeten ze nu volhouden. Nóg een keer buigen en toegeven, en de kamer zal waarschijnlijk nooit meer worden opgeruimd.
Je kunt erover twisten of een Griekse exit elders niet een schrikbeeld is, maar door er te uitgesproken over te zijn, heeft Philipp Rösler de hele Duitse Bondsregering en kanselier Merkel in een moeilijke positie gebracht. Als bij het bezoek van de zogenaamde trojka aan Athene duidelijk wordt dat Griekenland zijn verplichtingen en afspraken niet is nagekomen, blijft Duitsland eigenlijk geen andere keuze dan de stekker eruit te trekken. Anders verliest het zijn geloofwaardigheid. Niet alleen tegenover de Grieken, maar ook voor de 15 andere kinderen van de eurozone. Misschien is dat wel de pedagogische tik voor de rest voor de eurozone, om eindelijk serieus werk te maken van een verregaande integratie. Al blijft het spelen met vuur.
Het advies van Supernanny was altijd dat ouders alleen dreigementen moesten gebruiken die geloofwaardig waren en geen blijvende schade veroorzaken. Het ware toch beter geweest, had Philipp Rösler voor zijn televisie-interview heel even met Supernanny gebeld.
Deze column verscheen vandaag in het Belgische dagblad "De Tijd"
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Sunday, July 1, 2012
Letter from Brussels - Keine einfachen Fussballweisheiten
Es wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben, ob Angela Merkel und Mario Monti am Donnerstag zusammen Fußball geschaut haben. Die Schadenfreude des Einen wird der Anderen aber nicht verborgen geblieben sein. Es ist ein Augenzwinkern des Schicksals, dass der Kampf um den Euro zum gleichen Zeitpunkt wie der Kampf um die Euro 2012. Natürlich gibt es viele Parallelen zwischen Fußball und Politik oder Wirtschaft. Wenn man sich aber in den kommenden Wochen und Monaten nur auf Fußball Weisheiten verlässt, wird es 2016 immer noch die Euro, aber vielleicht keinen Euro mehr geben.
Es klinkt einleuchtend: wie die deutsche Fußballnationalmannschaft ist die deutsche Wirtschaft nach mehreren Tiefschlägen, eingreifenden Reformen und neuer Taktik wieder in die internationale Topklasse aufgestiegen. Verständlich, dass man nach dem lange Weg aus der Krise und aus der Depression die neue Glückseligkeit nicht schnell mit anderen Ländern teilen will. Schließlich gab es ja auch bei der EM keine Vergemeinschaftlichung der deutschen Tore.
Bei der Euro 2012 gibt es morgen einen (nicht deutschen) Gewinner. In der Euro-Krise jedoch nicht. Beim Ende der Euro-Krise wird es nur Gewinner oder nur Verlierer geben. Daher ist der einzige Ausweg ein gemeinschaftlicher bei dem jeder etwas Wasser in den Wein schütten muss. Kurzfristige Hilfe muss konditionell bleiben. Deutschland kann seinen größten Trumpf nicht einfach so aus der Hand geben. Langfristig wird der Euroraum nur überleben können als politische Union nach dem Subsidiaritätsprinzip, d.h. weitgehende Macht für Europa, aber nur auf bestimmten Gebieten. Sobald das gewährleistet ist, kann auch die Bundesregierung die Tür zur Haftungsgemeinschaft öffnen. Ob nun als Bankenunion, Schuldentilgungsfonds oder kurzfristige gemeinsame Anleihen ist dabei beinahe zweitrangig. Es wäre doch schön, wenn die deutsche Nationalmannschaft ihre Titelprämie 2016 in Euro ausgezahlt bekommt.
Dieser Letter from Brussels erschien in der Euro am Sonntag vom letzten Wochenende
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Sunday, September 5, 2010
Pragmatismus statt Prinzipien
Europa hat in der Krise schon viele Prinzipien über Bord geworfen und dafür Kritik eingesteckt. Euroländer dürfen nicht für die Schulden von anderen gerade stehen. Oder die EZB darf keine Staatsanleihen kaufen. Diese Prinzipien gibt es nicht mehr. Fordert die Krise jetzt ein neues Opfer? Die einheitliche Geldpolitik?
Die EZB hat jahrelang gepredigt, dass sie sich nicht am Schicksal einzelner Euro-Länder orientiert, sondern nur an Entwicklungen des gesamten Euroraums. Diese Zeiten sind vorbei. Spätestens seit der Sitzung vom letzten Donnerstag heißt es nicht mehr “one-size-fits-all”, sondern “many-sizes-for-all”. Der jetzige Aufschwung macht deutlich, dass es diesen gesamten Euroraum im Augenblick nicht gibt. Während die Kernländer der Währungsunion, angeführt von Deutschland, auf dem guten Weg zu einem selbst-tragenden Aufschwung sind, hinkt die Euro-Peripherie deutlich hinterher. An diesem Bild wird sich auch so schnell nichts ändern. Haushaltskonsolidierung und Strukturreformen werden noch ein Weile eine Wachstumsbremse für Länder der Euro-Peripherie sein.
Die EZB muss diese Entwicklung tolerieren. Nur so findet der Euroraum zu einem neuen Gleichgewicht. Die EZB wird nicht noch mal so schnell auf deutsche Lohnabschlüsse reagieren wie noch 2008. Die ganze Aufmerksamkeit der EZB geht darum jetzt zu den Schwachstellen des Euroraums. Neben den Wachstumsunterschieden ist das, trotz erfolgreichem Stresstest im Juli, das Finanzsystem. Vor allem Banken aus Ländern am Rande des Euroraums hängen noch immer am Tropf der EZB. Ob sie will oder nicht, die EZB kann die unbegrenzte Liquiditätsversorgung für die Banken noch nicht zurückdrehen. Es wäre eine Gefahr für das Finanzsystem und den Aufschwung. Darum kündigte EZB Präsident Trichet am Donnerstag an, Banken bis auf weiteres so viel Geld leihen, wie sie wollen.
Die EZB tut gut daran, sich im Augenblick mehr den Schwachstellen des Euroraums zu widmen als deutschen Inflationsgespenstern hinterherzujagen. Pragmatismus statt Prinzipien.
Dit stuk verscheen eerder in het Duitse weekblad "Euro am Sonntag".
Die EZB hat jahrelang gepredigt, dass sie sich nicht am Schicksal einzelner Euro-Länder orientiert, sondern nur an Entwicklungen des gesamten Euroraums. Diese Zeiten sind vorbei. Spätestens seit der Sitzung vom letzten Donnerstag heißt es nicht mehr “one-size-fits-all”, sondern “many-sizes-for-all”. Der jetzige Aufschwung macht deutlich, dass es diesen gesamten Euroraum im Augenblick nicht gibt. Während die Kernländer der Währungsunion, angeführt von Deutschland, auf dem guten Weg zu einem selbst-tragenden Aufschwung sind, hinkt die Euro-Peripherie deutlich hinterher. An diesem Bild wird sich auch so schnell nichts ändern. Haushaltskonsolidierung und Strukturreformen werden noch ein Weile eine Wachstumsbremse für Länder der Euro-Peripherie sein.
Die EZB muss diese Entwicklung tolerieren. Nur so findet der Euroraum zu einem neuen Gleichgewicht. Die EZB wird nicht noch mal so schnell auf deutsche Lohnabschlüsse reagieren wie noch 2008. Die ganze Aufmerksamkeit der EZB geht darum jetzt zu den Schwachstellen des Euroraums. Neben den Wachstumsunterschieden ist das, trotz erfolgreichem Stresstest im Juli, das Finanzsystem. Vor allem Banken aus Ländern am Rande des Euroraums hängen noch immer am Tropf der EZB. Ob sie will oder nicht, die EZB kann die unbegrenzte Liquiditätsversorgung für die Banken noch nicht zurückdrehen. Es wäre eine Gefahr für das Finanzsystem und den Aufschwung. Darum kündigte EZB Präsident Trichet am Donnerstag an, Banken bis auf weiteres so viel Geld leihen, wie sie wollen.
Die EZB tut gut daran, sich im Augenblick mehr den Schwachstellen des Euroraums zu widmen als deutschen Inflationsgespenstern hinterherzujagen. Pragmatismus statt Prinzipien.
Dit stuk verscheen eerder in het Duitse weekblad "Euro am Sonntag".
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Wednesday, April 14, 2010
Das griechische Murmeltier
Von Bill Murray und seinem Film „Täglich grüsst das Murmeltier“ haben wir gelernt, dass in Punxsutawney, Pennsylvania jedes Jahr der Tag des Murmeltiers gefeiert wird. Dieses Jahr grüsst das Murmeltier jedoch aus Brüssel. In regelmäßigem Abstand treffen sich seit Anfang des Jahres Regierungschefs oder Finanzminister, um über die griechische Tragödie zu beraten. Jedes Mal fahren sie nach Hause, in der Hoffnung, dass die griechischen Probleme gelöst sind. Jedes Mal dauert es nicht lange, bevor das griechische Murmeltier wieder grüsst.
Für manche Politiker scheint dieses griechische Murmeltier ein Vielfraß zu sein. Kaum steht das Rettungspaket mit Hilfe von Europa und dem IWF, will Griechenland scheinbar noch mal über die Zinskonditionen verhandeln. Am liebsten schon kommende Woche beim nächsten Treffen der Finanzminister. Warum? Das geschnürte Rettungspaket würde Griechenland im Ernstfall Finanzierungen verschaffen, wenn der Marktzugang abgeschnitten ist. Das griechische Problem ist jedoch nicht Marktzugang, sondern die Höhe der Zinsen. Griechenland ist nun besorgt, dass die Kombination von hohen Zinsen und schwachem Wirtschaftswachstum die Staatsschuld weiter in die Höhe treiben wird. Der befürchtete Schneeballeffekt.
Viele Europafunktionäre fühlen sich immer noch solidarisch mit Griechenland und der Druck auf Deutschland, zinsgünstige Darlehen zu geben, wird in den nächsten Wochen zunehmen. Eine Schuldenexplosion wird sich jedoch auch nicht mit einem kleinen zinsgünstigen Darlehen von den anderen Euroländern so einfach verhindern lassen. Zu schlecht ist die Ausgangsposition und zu weit entfernt ist Griechenland von einem ausgeglichenen Staatshaushalt. Der Zins bestimmt nur den Schmerz, kann aber nicht die Krankheit heilen. Die Heilung muss deutlich von der griechischen Haushaltspolitik und von der griechischen Bevölkerung kommen. Es wird ein sehr steiniger und langer Weg und letztendlich sollte und kann auch eine Insolvenz nicht ausgeschlossen werden.
Im Film endet der ständig wiederkehrende Murmeltiertag erst nachdem die Hauptrolle aus eigenem Antrieb heraus eine grundlegende Wendung zum Guten nimmt. Manchmal ist das echte Leben doch wie im Film.
Dieses Stueck erschien als "Letter from...Brussels" in der Euro am Sonntag.
Für manche Politiker scheint dieses griechische Murmeltier ein Vielfraß zu sein. Kaum steht das Rettungspaket mit Hilfe von Europa und dem IWF, will Griechenland scheinbar noch mal über die Zinskonditionen verhandeln. Am liebsten schon kommende Woche beim nächsten Treffen der Finanzminister. Warum? Das geschnürte Rettungspaket würde Griechenland im Ernstfall Finanzierungen verschaffen, wenn der Marktzugang abgeschnitten ist. Das griechische Problem ist jedoch nicht Marktzugang, sondern die Höhe der Zinsen. Griechenland ist nun besorgt, dass die Kombination von hohen Zinsen und schwachem Wirtschaftswachstum die Staatsschuld weiter in die Höhe treiben wird. Der befürchtete Schneeballeffekt.
Viele Europafunktionäre fühlen sich immer noch solidarisch mit Griechenland und der Druck auf Deutschland, zinsgünstige Darlehen zu geben, wird in den nächsten Wochen zunehmen. Eine Schuldenexplosion wird sich jedoch auch nicht mit einem kleinen zinsgünstigen Darlehen von den anderen Euroländern so einfach verhindern lassen. Zu schlecht ist die Ausgangsposition und zu weit entfernt ist Griechenland von einem ausgeglichenen Staatshaushalt. Der Zins bestimmt nur den Schmerz, kann aber nicht die Krankheit heilen. Die Heilung muss deutlich von der griechischen Haushaltspolitik und von der griechischen Bevölkerung kommen. Es wird ein sehr steiniger und langer Weg und letztendlich sollte und kann auch eine Insolvenz nicht ausgeschlossen werden.
Im Film endet der ständig wiederkehrende Murmeltiertag erst nachdem die Hauptrolle aus eigenem Antrieb heraus eine grundlegende Wendung zum Guten nimmt. Manchmal ist das echte Leben doch wie im Film.
Dieses Stueck erschien als "Letter from...Brussels" in der Euro am Sonntag.
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Monday, January 11, 2010
Mehr Schein als Sein
Die Europäer in Brüssel sehen Europa gerne als echte Weltmacht. Die Klimaverhandlungen in Kopenhagen haben jedoch schmerzhaft gezeigt, dass die echten Entscheidungen ohne Europa getroffen werden. Ein starkes Europa ist immer noch mehr Schein als Sein. Das gilt nicht nur auf der politischen Bühne, sondern auch auf der wirtschaftlichen. Der starke Euro hat in den letzten Jahren zwar den Europäischen Exporteuren das Leben schwer gemacht, in Brüssel jedoch für ein neues Selbstwertgefühl gesorgt. Jetzt droht dem Euro das gleiche Schicksal wie der Politik: eine Rückkehr auf den Boden der Tatsachen.
Bis Ende letzten Jahres gingen Risikofreude der Anleger und Wechselkurse Hand in Hand. Die Nullzinspolitik der amerikanischen Fed machten Anlagen in Europa und Schwellenländern interessanter. Das Ende des US Dollars als internationale Leitwährung schien eingeläutet. Im gerade angebrochenen Jahr sollten Anleger jedoch vorsichtig sein mit dieser neuen Faustregel. Was Wechselkursentwicklungen betrifft ist Risikoappetit Schnee von gestern – 2010 wird das Jahr der Zinsdifferenzen.
Die Abgesänge auf die amerikanische Wirtschaft sind erst einmal verklungen. Der Arbeitsmarkt scheint das Schlimmste hinter sich zu haben und auch der geplagte Immobilienmarkt stabilisiert sich. Die amerikanische Wirtschaft wird dieses Jahr zum ersten Mal seit 2005 wieder stärker wachsen als die europäische. Zeit für die Fed, sich langsam mit Zinserhöhungen zu beschäftigen. Das tut die EZB auch, aber Zinserhöhungen werden in Amerika eher und aggressiver kommen als in Europa und den Dollar bis zum Ende des Jahres beflügeln.
Doch der Schein trügt. 2010 wird nur ein zinsbeflügeltes Intermezzo. Asiatische Länder, allen voran China, warten nur auf den richtigen Augenblick, Teile ihrer Dollarreserven zu verkaufen. Der Amerikanische Exportsektor kann sich auch Besseres vorstellen als einen geschäftsschädigenden starken Dollar, und die amerikanischen Konsumenten müssen sich auch noch an ein Leben ohne Kauf auf Pump gewöhnen. Der Euro wird spätestens 2011 wieder glänzen.
Aus: Euro am Sonntag, 10.1.2010, Letter from...Brussels
Bis Ende letzten Jahres gingen Risikofreude der Anleger und Wechselkurse Hand in Hand. Die Nullzinspolitik der amerikanischen Fed machten Anlagen in Europa und Schwellenländern interessanter. Das Ende des US Dollars als internationale Leitwährung schien eingeläutet. Im gerade angebrochenen Jahr sollten Anleger jedoch vorsichtig sein mit dieser neuen Faustregel. Was Wechselkursentwicklungen betrifft ist Risikoappetit Schnee von gestern – 2010 wird das Jahr der Zinsdifferenzen.
Die Abgesänge auf die amerikanische Wirtschaft sind erst einmal verklungen. Der Arbeitsmarkt scheint das Schlimmste hinter sich zu haben und auch der geplagte Immobilienmarkt stabilisiert sich. Die amerikanische Wirtschaft wird dieses Jahr zum ersten Mal seit 2005 wieder stärker wachsen als die europäische. Zeit für die Fed, sich langsam mit Zinserhöhungen zu beschäftigen. Das tut die EZB auch, aber Zinserhöhungen werden in Amerika eher und aggressiver kommen als in Europa und den Dollar bis zum Ende des Jahres beflügeln.
Doch der Schein trügt. 2010 wird nur ein zinsbeflügeltes Intermezzo. Asiatische Länder, allen voran China, warten nur auf den richtigen Augenblick, Teile ihrer Dollarreserven zu verkaufen. Der Amerikanische Exportsektor kann sich auch Besseres vorstellen als einen geschäftsschädigenden starken Dollar, und die amerikanischen Konsumenten müssen sich auch noch an ein Leben ohne Kauf auf Pump gewöhnen. Der Euro wird spätestens 2011 wieder glänzen.
Aus: Euro am Sonntag, 10.1.2010, Letter from...Brussels
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