Von Bill Murray und seinem Film „Täglich grüsst das Murmeltier“ haben wir gelernt, dass in Punxsutawney, Pennsylvania jedes Jahr der Tag des Murmeltiers gefeiert wird. Dieses Jahr grüsst das Murmeltier jedoch aus Brüssel. In regelmäßigem Abstand treffen sich seit Anfang des Jahres Regierungschefs oder Finanzminister, um über die griechische Tragödie zu beraten. Jedes Mal fahren sie nach Hause, in der Hoffnung, dass die griechischen Probleme gelöst sind. Jedes Mal dauert es nicht lange, bevor das griechische Murmeltier wieder grüsst.
Für manche Politiker scheint dieses griechische Murmeltier ein Vielfraß zu sein. Kaum steht das Rettungspaket mit Hilfe von Europa und dem IWF, will Griechenland scheinbar noch mal über die Zinskonditionen verhandeln. Am liebsten schon kommende Woche beim nächsten Treffen der Finanzminister. Warum? Das geschnürte Rettungspaket würde Griechenland im Ernstfall Finanzierungen verschaffen, wenn der Marktzugang abgeschnitten ist. Das griechische Problem ist jedoch nicht Marktzugang, sondern die Höhe der Zinsen. Griechenland ist nun besorgt, dass die Kombination von hohen Zinsen und schwachem Wirtschaftswachstum die Staatsschuld weiter in die Höhe treiben wird. Der befürchtete Schneeballeffekt.
Viele Europafunktionäre fühlen sich immer noch solidarisch mit Griechenland und der Druck auf Deutschland, zinsgünstige Darlehen zu geben, wird in den nächsten Wochen zunehmen. Eine Schuldenexplosion wird sich jedoch auch nicht mit einem kleinen zinsgünstigen Darlehen von den anderen Euroländern so einfach verhindern lassen. Zu schlecht ist die Ausgangsposition und zu weit entfernt ist Griechenland von einem ausgeglichenen Staatshaushalt. Der Zins bestimmt nur den Schmerz, kann aber nicht die Krankheit heilen. Die Heilung muss deutlich von der griechischen Haushaltspolitik und von der griechischen Bevölkerung kommen. Es wird ein sehr steiniger und langer Weg und letztendlich sollte und kann auch eine Insolvenz nicht ausgeschlossen werden.
Im Film endet der ständig wiederkehrende Murmeltiertag erst nachdem die Hauptrolle aus eigenem Antrieb heraus eine grundlegende Wendung zum Guten nimmt. Manchmal ist das echte Leben doch wie im Film.
Dieses Stueck erschien als "Letter from...Brussels" in der Euro am Sonntag.
No comments:
Post a Comment