Letter from Brussels – Hase und Igel in Europa
Man
hat sich mittlerweile daran gewöhnt, dass die EZB die Feuerwehr in der
Euro-Krise ist. Etliche Male hat sie für wenig entscheidungsfreudige
Politiker im Wettlauf gegen die Finanzmärkte die Kohlen aus dem Feuer
geholt. Aber jetzt, wo die Gefahr eines schnellen Ende des Euroraums
erst einmal gebannt ist, entwickelt sich ein ganz neuer Wettlauf: eine
europäische Version von Hase und Igel.
Die
EZB mit Mario Draghi ist ganz deutlich der Hase. Am Donnerstag hat
Draghi noch einmal unterstrichen, dass die EZB weiterhin
bereit steht, notleidenden Staaten mit Anleihekäufen unter die Arme zu
greifen, wenn sich diese Staaten unter den Rettungsschirm begeben.
Kurzfristig ist der Euro damit gerettet, aber das langfristige Überleben
– und das weiß auch Draghi - kann nur die Politik
garantieren.
Die
europäische Politik ruht sich jedoch zu häufig im Schatten des
Aktionismus der EZB aus. Nach jeder Großtat der EZB scheint das
Tempo bei der Durchführung wichtiger nationaler und europäischer
Reformen ins Stocken zu geraten. Letztes Beispiel ist der große
Masterplan von EU Ratspräsident Van Rompuy. Bis zum Ende des Jahres soll
ein detaillierter Fahrplan für mehr Integration stehen.
Bisher sind diese Pläne jedoch nur ein Sammelsurium an Ideen.
Bankenunion, zentraler Nothaushalt, mehr Koordination. Wichtige Elemente
werden angedeutet, bleiben jedoch sehr vage und hinter jeder Idee
verstecktsich eine Vielfalt an Kontroversen zwischen Euroländern.
Der Masterplan ist im Augenblick nur eine Wunschliste.
Anders
als im Märchen laufen Hase und Igel in Europa nicht gegen- sondern
miteinander. Es ist der gemeinsame Wettlauf für das Überleben
der Währungsunion. Der Hase hat dabei deutlich seine Belastungsgrenze
erreicht. Der Igel muss sich ein bisschen anstrengen, dass den Hasen
nicht das gleiche Schicksal ereilt wie im Märchen. Da bricht er nämlich
zusammen und stirbt.
Dieser Artikel erschien eher in der Euro am Sonntag in der Rubrik "Letter from..."
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