Monday, February 18, 2013

Letter from Brussels - Scheinzwerg

In Brüssel ist Jim Knopf kein Unbekannter. Ganz nach dem Vorbild des Scheinriesen Herrn Tur Tur, der immer größer wird je weiter man sich von ihm entfernt, hat man ein neues Phänomen entdeckt: den Scheinzwerg. Die Probleme des kleinen Inselstaates Zypern werden nämlich größer, je näher man sich an sie heran wagt.

Letztendlich wird es keine Zweifel geben: der Zypern wird bald unter den Rettungsschirm schlüpfen. Eine finanzielle Rettung Zyperns muss vor allem dem angeschlagenen Nachbarn Griechenland helfen. Ein Bankrott Zyperns oder seiner Banken würde griechische Banken weiter in den Abgrund ziehen.

So einfach ist die Rettung jedoch nicht. Im Augenblick versuchen europäische Politiker noch allen weis zu machen, dass eine Beteiligung des Privatsektors nicht zur Diskussion steht. Das Versprechen, dass der griechische Schuldenschnitt einmalig war, soll aus Angst vor neuer Ansteckungsgefahr nicht gebrochen werden. Es wird schwer, dieses Versprechen nicht zu brechen.

Mit dem im Raum stehenden Rettungspaket von 17 Milliarden Euro schnellt die zyprische Staatsschuld auf 180% vom BIP. Den griechischen Schuldenschnitt gab es bei einer Schuldenquote von 170%. Politisch wird es auch nur schwer zu verkaufen sein, dass der Finanzsektor Zyperns, der den Verdacht der Geldwäsche noch nicht widerlegen konnte, nur mit Steuergeldern gerettet wird. Letztendlich würde eine zyprische Rettung ohne Gläubigerbeteiligung auch gegen den aktuellen europäischen Trend gehen: In den Niederlanden gab es gerade eine Bankenrettung mit Privatbeteiligung und auf europäischer Ebene wird schon lange über einen Bankenabwicklungsmechanismus gesprochen, bei dem Banken, Aktionäre und Gläubiger erst selber zur Kasse gebeten werden sollen. Schwer vorstellbar, dass genau bei Zypern jetzt eine Ausnahme gemacht wird.

Herr Tur Tur bei Jim Knopf wird am Ende ein lebendiger Leuchtturm für Lummerland. Zypern könnte das Zeichen setzen, dass europäische Rettungsaktionen nicht nur mit öffentlichem Geld finanziert werden.

Dieser Artikel erschien in einer leicht veraenderten Version in der letzten "Euro am Sonntag".


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